NARJESUS erweitert den Horizont – Blog

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Schlagwort-Archiv: Neomarxismus

1 Jahr narjesus Blog auf WordPress

…mit Kurzrückschau, Posting-Statistik 2011 und einem spannenden Auftakt 2012

Seit genau einem Jahr läuft nun der narjesus Blog auf WordPress, und die Umwandlung des narjesus.de-Blogs in ein echtes Blog hat sich bis heute bewährt. Alle fünf damals von mir genannten Ziele dieser Umwandlung und Migration sind aus meiner Sicht erreicht worden – daher bleibt der narjesus Blog auf WordPress, solange sich nicht neue Gesichtspunkte wie etwa Kostenpflichtigkeit, ein besserer Anbieter oder Einschränkungen der Presse-, Meinungs- und Bekenntnisfreiheit ergeben.

Nicht zuletzt dank der infolge der Migration deutlich erhöhten Wahrnehmbarkeit des narjesus Blogs begann meine Berichterstattung über die Emergente Bewegung alsbald einigen Wirbel auszulösen, zunächst in der Gemeindeleitung meiner ehemaligen Gemeinde CGHH, dann auch in Berlin und in der Region Hamburg/Bremen, was meine Absetzung als Hauskreisleiter und schließlich  meinen Austritt aus der CGHH zur Folge hatte ( Posting hierzu). Nicht schön, aber im Namen der Wahrheit muß ich so etwas in Kauf nehmen.

Kurz vor Ablauf der Jahresfrist, am 13.01.2012, hat die Gesamtzahl der Blogaufrufe die Marke von 10.000 überschritten. Gegenwärtig wird das Blog im Schnitt 50-mal pro Tag aufgerufen, mit steigender Tendenz. Herzlichen Dank an alle Leser meiner Postings und insbesondere für ermutigende Rückmeldungen zu selbigen, die mir zeigen, daß es durchaus Geschwister gibt, die verstanden und registriert haben, daß die bekennende Christenheit in Deutschland (und auch weltweit) an einem seit vielen Jahrzehnten nicht mehr dagewesenen Scheideweg angekommen ist und daß das Evangelium von Jesus Christus und die Lehre der Bibel mit deutlichen Worten hochgehalten und verteidigt werden muß gegen gerade in den letzten 4 Jahren sehr populär gewordene Umdeutungsversuche vor allem postmodernistischer und neomarxistischer Art, die nun voll das Zentrum der evangelikalen Szene erreicht haben.

Hier noch eine kurze Posting-Statistik von 2011: Abgesehen von der Startseite, die 3.945-mal aufgerufen wurde, waren dies die 5 meistgelesenen Postings in 2011:

469 Aufrufe: Emergente Nebelkerzentaktik um Johannes Reimer
414 Aufrufe: Gedanken zum Freitod eines BFP-Pastors
310 Aufrufe: Antichristliche und christenfeindliche Auto-Aufkleber
291 Aufrufe: Prostitution in Deutschland
273 Aufrufe: David Wilkerson bei Unfall ums Leben gekommen

Man darf wirklich gespannt sein, was für Themen am Ende des laufenden Jahres die Liste anführen werden. TheoBlog-Betreiber Ron Kubsch schrieb mir in einer persönlichen Mail: „Es wird ein spannendes Jahr.“ Wohl wahr, wegen der oben angesprochenen und sich zuspitzenden Scheideweg-Situation. Aber das Jahr hat bereits spannend begonnen, kaum daß es drei Tage alt war, mit dem Wirbel um mein Posting zu „Uwe X.“ und seinem „GEISTbewegt!“-Artikel (der in voller Länge übrigens nur auf dem Blog von Matthias Gruber zu lesen ist, sieht man einmal von der Zeitschrift-Druckausgabe selbst ab).

Gerade diese Geschehnisse zeigen eindringlich, wie groß derzeit die Gefahr ist, daß Christen eigentlich erweckter Freikirchen das Eintreten des Gottes der Bibel für diejenigen, denen Unrecht widerfährt, den Widerstand Gottes gegen Hochmut und das Ansehen der Person sowie die Verheißung des messianischen Friedensreichs verwechseln mit einer totalitären Ideologie, die das Gewähren fairer Lebenschancen mit der Zwangssozialisierung elementarer Lebensbereiche wie Familie und Kindererziehung verwechselt, die jedwede Art unterschiedlicher Begabung und Leistungsfähigkeit von Menschen als das Werk „böser“ Menschen ansieht und hyperegalitaristisch einebnen will und ein menschengemachtes Zerrbild des messianischen Friedensreichs ohne die noch ausstehende Königsherrschaft Jesu errichten will.

Mir wird immer noch schlecht, wenn ich an die „aktuelle kamera“-Sendungen des DDR-Fernsehens der Jahre 1986-88 denke, die ich damals während meines Studiums in der nahe der innerdeutschen Grenze gelegenen Oberharzstadt Clausthal-Zellerfeld empfangen konnte. Immer wenn es um die DDR-CDU und ihren Vorsitzenden Gerald Götting ging, begann die Meldung so: „Christen und Marxisten…“, gefolgt von einer den Anlaß der Meldung widerspiegelnden Aufzählung angeblicher Gemeinsamkeiten beider Bewegungen. War dieser Satzanfang damals eine Ausgeburt der DDR-Propaganda, droht er vielleicht bald zu einem vertrauten Satzanfang von Leuten in der christlichen Szene zu werden, die es verlernt haben, weltanschaulich nachzudenken und im Wort Gottes zu leben.

Nicht nur mangelnde Kenntnis des Wortes Gottes, insbesondere im Hinblick auf Heilsgeschichte und Eschatologie, sondern auch mangelnde Kenntnis des Gedankengebäudes anderer Weltanschauungen sowie mangelndes Training im Vergleichen von Weltanschauungen können dazu führen, daß diejenigen, die eigentlich Kinder des Königs der Könige sein sollen, völlig verkehrte Bündnisse und Allianzen eingehen. Dazu sei passend zum gestrigen Holocaust-Gedenktag daran erinnert, daß im Dritten Reich zumindest in einem bekennenden Gemeindeverband überzeugte Christen den zutiefst antichristlichen Kern des Hitler-Regimes und des zugrundeliegenden Programms Adolf Hitlers nicht erkannt haben.

Die AWO als Obermeisterin der politischen Korrektheit

In Vorbereitung eines anderen Postings zu einem anderen Thema habe ich kürzlich die Website der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Bezirksverband Hannover, aufgerufen und bin dort ziemlich direkt durch Klicken eines Links auf etwas gestoßen, das meine Vorstellung davon, wie weit der Glaube an die heilende und realitätsgestaltende Kraft von „Neusprech“ sich in gesellschaftlichen Einrichtungen tatsächlich festgesetzt hat, wieder ein Stück ausgeweitet hat.

Gepaart mit einem Foto, das sehr stark an das Logo des Evangelischen Kirchentags 2011 in Dresden mit seinem Motto „…da wird auch dein Herz sein“ erinnert, findet man dort den „AWO Leitfaden zum geschlechtergerechten Formulieren“. Beim Lesen fiel mir spontan der Begriff „Realsatire“ ein, aber leider ist das, was dort steht, total ernst gemeint:

AWO Leitfaden zum geschlechtergerechten Formulieren

Gleichstellung in Sprache und Schrift – 12 Sprachregeln

Die Schriftsprache ist ein wesentlicher Ansatzpunkt für die Umsetzung von geschlechtergerechten, also die Gesellschaft abbildenden, Formulierungen. Dabei geht es nicht darum, eine Sprache zu schaffen, die kompliziert und umständlich ist, sondern eine Sprache, die Frauen genauso wie Männer hörbar und sichtbar macht.

Der AWO Bundesverband e.V. empfiehlt die konsistente Verwendung geschlechtergerechter Sprache in allen Veröffentlichungen und Publikationen der AWO.

Häufig wird die Meinung vertreten, dass eine geschlechtergerechte Formulierung umständlich und hässlich ist oder Texte erheblich verlängert. Das stimmt auch – wenn sie ungeschickt angewendet wird. Geschlechtergerechte Formulierung erfordert Sprachgefühl, Kreativität und die Bereitschaft, Formulierungsgewohnheiten zu verändern.

Dabei ist zu bedenken: Was heute noch „komisch“ klingt, kann morgen schon die Norm sein. Was zur Norm wird, bestimmen die Mitglieder der Sprachgemeinschaft durch ihr Verhalten entscheidend mit. Dieser Leitfaden soll daher nicht nur zeigen, wie geschlechtergerechtes Formulieren aussehen kann und welche sprachlichen Strategien dabei hilfreich sind, sondern auch zu einem größeren Sprachbewusstsein und einer kreativen Auseinandersetzung mit dem Thema ermuntern.

[…]

In 12 Sprachregeln werden in dem neuen AWO Leitfaden die wichtigsten Hinweise zur geschlechtergerechten Sprache zusammengefasst:

Regel 1 Verwenden Sie immer beide Formen, wenn Männer und Frauen gemeint sind. (Die vollständig ausformulierte Form eignet sich vor allem für fortlaufende und gesprochene Texte.)

Regel 2 Nennen Sie beide Geschlechter sorgfältig und symmetrisch.

Regel 3 Vereinfachen Sie Paarformen mit dem Plural.

Regel 4 Verwenden Sie Kurzformen „xxx/in“ nur bei knappen Texten.

Regel 5 Verwenden Sie die Kurzformen grammatikalisch richtig.

Regel 6 Verwenden Sie ab und zu neutrale Formen.

Regel 7 Nutzen Sie die direkte Rede.

Regel 8 Formulieren Sie kreativ um.

Regel 9 Setzen Sie bei Dokumenten, die sich an Einzelpersonen richten, die präzise Form ein.

Regel 10 Beachten Sie bei historischen Dokumenten und Übersetzungen die Hintergründe.

Regel 11 Vermeiden Sie Klischees.

Regel 12 Denken und sprechen Sie ganz selbstverständlich für beide Geschlechter.

Den vollständigen Leitfaden finden Sie als PDF unter AWO Presse & Positionen.

(aus: AWO BV Hannover, AWO Leitfaden zum geschlechtergerechten Formulieren, aufgerufen am 04.01.2012)

Angesichts dieser zukunftsweisenden Richtlinie bin ich fast versucht zu glauben, daß ich in den 1970er- und frühen 1980er-Jahren, als unsereins noch in völliger Unkenntnis dieser wertvollen und bahnbrechenden Formulierungshilfen dahinvegetierte, in einer widerlich barbarisch-archaischen Gesellschaft aufgewachsen bin. Komisch, daß ich die ganze Schulzeit hindurch bis zum Abitur nichts davon gemerkt habe.

Als ich später, in den 1990er-Jahren, als wissenschaftlicher Mitarbeiter am ehemaligen Institut für Kernphysik der Universität Kiel tätig war, war es dann nicht nur die Phalanx bestimmter Hochschulgruppen, die mich für die neuen Formulierungstechniken sensibilisierte, sondern vor allem ein Hinweisschild, das am Hinterausgang unseres Instituts auf dem Weg zu den Parkplätzen angebracht war. Der Text darauf begann so: „Autofahrer!“, gefolgt von einem Hinweis, nicht das Scheinwerferlicht brennen zu lassen. Dieses Schild wurde irgendwann durch eine auf die neuen Formulierungstechniken spezialisierte Person handschriftlich ergänzt: „AutofahrerInnen“ las man dann dort. Ein humoristischer Zeitgenosse befand, daß diese Ergänzung nicht vollständig war, und ergänzte das Ganze zu „AutofahrerInnen und außen“…

Da ist es doch nur gut, daß jetzt ein Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege sich dieses Themas angenommen und bestimmt auch ein paar Euro investiert hat, um uns hier den Pfad zu echter Geschlechtergerechtigkeit zu weisen…

Ähem, Ironie aus. Besorgniserregend an dem Ganzen ist, daß selbst die kleinste Möglichkeit eines subjektiven (!) Empfindens von „Benachteiligung“ inzwischen ausreicht, um eine wahre Monstermaschinerie des sprachlichen und sonstigen Hyperegalitarismus in Gang zu setzen, die vor unterschiedlich beschaffenen Lebensrealitäten selbst (von menschlicher Seite) physisch oder physiologisch nicht wandelbarer Art nicht haltmachen will und dabei einem liebevollen menschlichen Miteinander und gesteigerter Lebensqualität nicht einen Nanometer näherkommt. Sie erweckt den Eindruck, daß ausnahmslos alle Realitäten sprachlichen oder sozialen Ursprungs sind und bestehende Machtverhältnisse ihre einzige Quelle sind, und „verheißt“ die totale Formbarkeit der Realität bis in die Quarks und Fundamentalkräfte der Physik hinein.

Sowohl der Neomarxismus, für den „das Bewußtsein das Sein bestimmt“, als auch der Postmodernismus, der an die Nichtzugänglichkeit einer objektiven Realität und die Schaffung unserer effektiven Realität durch linguistische „language games“ glaubt, stimmen – trotz ihrer nicht deckungsgleichen philosophischen Voraussetzungen – im Glauben an die realitätsschaffende Macht von Sprache überein. Diesem Denken und den beiden genannten dahinterstehenden Denkschulen – insbesondere auch dem gefährlichen Antirealismus, der den Postmodernismus kennzeichnet ( mein Posting vom 28.05.2011) – muß argumentativ und mit den besten gedanklichen Ressourcen begegnet werden.